Das am IST-RM in Frankfurt am Main angebotene Curriculum für Schematherapie mit Kindern, Jugendlichen und Eltern (ST-KJ) umfasst vier Workshops mit jeweils 16 Unterrichtseinheiten, in denen die Grundkenntnisse und Fertigkeiten des schematherapeutischen Behandlungsansatzes theoretisch und mittels zahlreicher Übungseinheiten vermittelt werden. Dieses Angebot wird durch Einzel- und Gruppenselbsterfahrung, Einzel- und Gruppensupervision sowie Vertiefungsseminare ergänzt.
Das Angebot richtet sich an approbierte Psychotherapeut *innen (Psychologische Psychotherapeut*innen mit Zusatzqualifikation im Kinderbereich und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen) und an psychotherapeutisch tätige Ärzt*innen mit Approbation und abgeschlossener Psychotherapieweiterbildung im Kinderbereich. Teilnehmen können auch Kolleg*innen der genannten Berufsgruppen in fortgeschrittener Ausbildung.
Im Einführungsworkshop werden zunächst Basisinformationen und Kernelemente zum schematherapeutischen Störungsmodell mit Einordnung in einen verhaltenstherapeutischen Behandlungsrahmen vermittelt. Entstehung und Aufrechterhaltung maladaptiver Erlebensmuster (Schemata) werden auf der Grundlage von entwicklungspsychologischem Wissen in verschiedenen Altersphasen aufgezeigt. Die zentrale Bedeutung der adäquaten Erfüllung bzw. Frustration oder anhaltenden Deprivation seelischer Grundbedürfnisse sowie einem grundlegenden Mangel an Konsistenz vor dem Hintergrund entwicklungspsychologischer Anforderungen und Entwicklungsaufgaben bilden Ausgangspunkte für die Erarbeitung und Übertragung der 18 von Jeffrey Young beschriebenen Schemata und deren Bewältigungsmöglichkeiten (Erdulden, Vermeiden, Kompensieren) auf den Kinder- und Jugendlichenbereich. Altersbezogene Schutz-, Risikound Temperamentsfaktoren finden dabei ebenso Berücksichtigung wie die Strukturiertheit der Bezugspersonen. Schemamodi im Kindes- und Jugendalter werden dargestellt.
Techniken einer multimodalen Diagnostik mittels Explorationen, Fragebogen, Imaginationen, Zeichnungen und Bildmaterial, Hand- und Fingerpuppen mit dem Ziel einer individuellen schematherapeutischen Fallkonzeptionserarbeitung werden erörtert.
Die besondere Beziehungsgestaltung zum Kind, Jugendlichen und zu seinen Bezugspersonen (begrenzte Nachbeelterung), der achtsame Einsatz von empathischer Konfrontation auf der Basis einer vorangehenden intensiven Ressourcenstärkung und die Merkmale der kindgerechten sowie bezugspersonenspezifischen Psychoedukation bilden weitere Kernelemente der Einführungsveranstaltung.
Zudem werden schematherapeutische Interventionsmöglichkeiten durch direkte Veranschaulichung in Übungssequenzen sowie durch Bild- und Videomaterial erfahrbar gemacht (z. B. Arbeit mit Zeichnungen, Bildern, Modus- und Memokarten, mit Geschichten, mit Biege-, Finger- und Handpuppen, Tieren, Schlümpfen, mit modusbezogenen Kinderbüchern, mit Stammgeschichten, Arbeit am „Inneren Haus“, Stuhlarbeit, Imagination). Hierbei wird stets die Verknüpfung von altersangemessenen kognitiven, emotionsbezogenen, erlebnisaktivierenden und handlungsorientierten Interventionen angestrebt. Der Einsatz von Arbeitsblättern, Schemamemos und Hausaufgaben wird aufgezeigt.
Die besondere Form der schematherapeutischen Arbeit mit Bezugspersonen bzw. Eltern wird anhand verschiedener Elemente des Elterncoachings, der konkreten Arbeit mit den Eltern an ihren eigenen Schemata und Modi sowie der Anleitung von Eltern im Umgang mit dysfunktionalen Modi ihrer Kinder bzw. Jugendlichen im Überblick verdeutlicht.
Dieser Workshop setzt den Einführungsworkshop voraus und baut auf diesem auf. Erste Erfahrung mit dem schematherapeutischen Ansatz werden zunächst ausgetauscht. Danach werden mit praktischen Übungen verschiedene, altersbezogene schematherapeutische Interventionsmöglichkeiten intensiv vertieft. Altersangemessene Ressourcenstärkung, Erarbeitung von Schemata / Modi, Psychoedukation des Schema- / Modusmodells werden ebenso geübt wie die besondere
schematherapeutische Beziehungsgestaltung mit Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen.
Dieser Workshop baut auf dem Einführungsworkshop (WS 1) auf. Ziel dieses Workshops ist es, die schematherapeutische Arbeit mit Eltern bzw. Bezugspersonen zu vertiefen. Nach der vertieften Reflexion der besonderen schematherapeutischen Beziehungsgestaltung mit den Bezugspersonen des Kindes werden in einer systemischen Betrachtungsweise mit den Eltern deren eigene Ressourcen, Schemata und Modi erarbeitet. Der Umgang mit eigenen seelischen Grundbedürfnissen und denen des Kindes wird analysiert. Transgenerative maladaptive Schemata auf dem Hintergrund der Familienstrukturen, dysfunktionale Modus-Konstellationen zwischen Bezugspersonen und Kind sowie zwischen den Bezugspersonen selbst (z. B. Mutter – Vater), Modus-Zirkel, schematherapeutisch relevante Teufelskreise in der Erziehung, Aspekte der Funktionalität der Symptomatik des Kindes gehen in die Erarbeitung der systemisch schematherapeutischen Störungsmodelle und familiären Modusmodelle ein. Anregungen für erste Korrekturmöglichkeiten elterlicher Schemata und Modi fließen in die elterliche Modusarbeit mit verschiedenen Materialien ein und werden in Kleingruppen geübt. Stuhldialoge, imaginatives Überschreiben und der Umgang mit Modus-Memokarten für Bezugspersonen sowie Anleitungen der Eltern im Umgang mit den Schemata und Modi ihrer Kinder finden in diesem WS Vertiefung.
Im WS 4 die Erstellung des schematherapeutischen Fallkonzeptes und die darauf bezogene Behandlungsplanung anhand eigener Fallvignetten geübt. Es erfolgt eine Stärkung im Umgang mit schwierigen Therapiesituationen in angeleiteten Kleingruppen mit entsprechenden schematherapeutischen Interventionstechniken. Spezielle schematherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten (Arbeit am „Inneren Haus“, modusorientierte Spieltherapie) können nach kurzer Einführung selbst ausprobiert werden. Schematherapeutische Aspekte bei der Berichterstellung zur Kostenübernahme an den Gutachter sowie Besonderheiten bei schematherapeutischer Supervision, Selbsterfahrung und ISSTZertifizierung bilden den Abschluss des WS.